Walder Bürgerverein 1861 e.V

Der Walder Luftschutzbunker S4

Solinger Tageblatt berichtet am 18. 12. 14:

Bombennächte unter dem Marktplatz https://www.solinger-tageblatt.de/solingen/bombennaechte-unter-marktplatz-4549906.html 

Der Walder Stollen war Solingens größte Bunkeranlage. Foto: Uli Preuss Von Uli Preuss 

Die Luft hier unten ist saumäßig! Nicht auszudenken, ein paar tausend Menschen müssten sie sich teilen. Bis zu acht Meter geht es abwärts. Von wo aus, wird nicht verraten, Zerstörungswütige haben schon vor Jahren Teile der Luftschutzanlage demoliert. Oliver Bergmann ist Sachgebietsleiter für den Zivil- und Katastrophenschutz und damit Herr der Bunker in der Klingenstadt. Er, Ralf Rogge vom Stadtarchiv und Berufswehrmänner- und -frauen der Solinger Feuerwehr klettern an diesem Morgen in Solingens größte Luftschutzanlage, knapp neben der Walder Kirche, unterirdisch dem Marktplatz entgegen. Je tiefer man steigt, um so mehr wehrt sich der Körper gegen das gleichmäßige Weiteratmen. Auch wird es wärmer und zu Zeiten der Stollennutzung im 2.Weltkrieg war es eine heiße, stickige Atmosphäre, in der die INFOS ZUM WALDER LUFTSCHUTZSTOLLEN Programm Der Luftschutzstollen S4 war Teil des Bunker- und Schutzraumprogramm, zu dem in Solingen neun bedeutende Bauten gehören. Eingang Im Krieg gab es drei Eingänge: Walder Kirchplatz, Göringstraße und Hindenburgplatz. Maße 370 Meter lang sind die Stollengänge. Der halbrunde Bau hat eine Höhe von gut 3,50 Meter und eine Breite von vier Metern. Über dem Ziegelbogen ist eine Betonschicht mit einer Stärke von 62 cm, darüber meterhoch Erde. 

Renoviert Die Hochbunker Weissenburgstraße und Walter-Dodde-Straße wurden später für den Kalten Krieg renoviert. Solche Pläne gab es auch für den Schutzbau in Wald. Das scheiterte an Widerständen aus der Bevölkerung und später an fehlenden finanziellen Bundesmitteln. Hilfreich war Ende der 80er Jahre auch die politische Entwicklung. 

Pilze Bereits Ende der 30er Jahre gab es einen kleinen Schutzraum. Der Stollen selbst wurde im Jahre 1942 gebaut und bot nach seinem Ausbau 1600 Menschen Platz. Nach dem Krieg war dort eine Champignonzucht untergebracht. Buch Manfred Kohls Recherchen und Erinnerungen sind im Eigenverlag unter dem Titel „Als Bomben vom Himmel fielen“ erschienen. verängstigten Menschen überleben mussten, erinnern sich Zeitzeugen wie der Walder Manfred Kohl (74). Der Rentner verarbeitet die Erlebnisse in seinem Buch: „Als Bomben vom Himmel fielen“. Mehr als zwei Kriegsjahre lang nahm die riesige Luftschutzanlage unter dem ehemaligen Hindenburgplatz den Waldern ein wenig die Angst vor den britischen und amerikanischen Bomberverbänden, die Solingen erstmals im Spätherbst 1943 erfolglos und dann vernichtend am 4. und 5. November 1944 angriffen. 

Bei Angriffen platzte der Bunker jedesmal aus allen Nähten Dabei war der Stollen anfangs nur für etwa 600, später für 1600 Flüchtende ausgelegt. Doch bei Angriffen platzte er jedesmal aus allen Nähten. Bis zu einem Aufenthalt von zwei Woche war er ausgelegt. Eine Zeit der Angst und eine Zeit, in der der damals neunjährige Manfred Kohl einige hundert Male mit seiner Mutter in diesen Stollen rannte. Jede Nacht! Immer wieder. Wie Tausende um ihn herum. Durch dunkle Gassen, stolpernd, hastend, und immer mit dem verzweifelten Gedanken, das dem „Vor-Alarm“ doch bitte nicht wieder der „Akute Alarm“ folgen solle. Denn spätestens dann überflogen die Flugzeuge der Alliierten als tödliche Gefahr die Wupper. „Die Geräusche am Himmel, die Stimmung im stockdunklen Wald werde ich nie vergessen“, sagt Manfred Kohl, der heute in Haan lebt. Doch wie sich die Zeiten ändern. „Bis vor ein paar Monaten war der Stollen gar nicht mehr zu betreten“, erinnert sich Oliver Bergmann rund 66 Jahre später an die Faulgase, die sich, aus den alten, verrotteten Holzgestellen entweichend, des bisschens Frischluft bemächtigten, das hier seit Anfang der 40er Jahre das Überleben sicherte. 

Heute hat man den Krausener Bach unter die Stollenanlage gelegt Schuld an der Fäulnis ist das Wasser des Krausener Baches. Bei Bauarbeiten in den 90er Jahren hatte man versehentlich ein Rohr abgebaut. Danach lief der Stollen fast voll. Heute hat man den Bach unter die Stollen verlegt, aber Wasser steht hinten immer noch. Früher, da gab es hier Lüftungsanlagen, zwei waren mannshoch. Sie sind heute durchs Bachwasser verrostete Zeitzeugen des großen Krieges und sorgen eher für Betroffenheit beim Betrachter als für frische Luft. Der Bunker gehört dem Bund und die zuständigen Fachleute ließen vor einigen Jahren Lüftungsöffnungen bohren, um die Stollenanlage nicht vollends verrotten zu lassen. Inspiziert wird sie nur alle zwei Jahre. 

Die Besuchergruppe muss stoppen, die Atemwerte sind bedenklich An diesem Tag kommen die Besucher nicht weit. Unter der Friedrich-Ebert-Straße ist Schluss. Brandoberinspektor Stefan Hohmann-Gunkel, ausgerüstet mit einem Messgerät, erklärt die bedenklichen Atemwerte. „Wir haben abnehmend 19,6 Volumenprozent Sauerstoff und der CO2-Wert steigt“, warnt er. Mindestens 21Prozent Sauerstoff sollten es sein und 0,04 Volumenprozent als CO2-Idealwert. Die Gruppe entschließt sich zur Umkehr. Wer weiter gehen würde, dem fiele bald das Atmen schwer, er bekäme Krämpfe in den Armen, würde schläfrig, dann bewusstlos. „Weiter hinten steht nur noch das alte Notstromaggregat“, tröstet Oliver Bergmann die Gruppe. Wäre sie weitergezogen, gesehen hätte sie auch nur weitere, halbrunde, mit Ziegeln gemauerte Räume. Abgeteilt in kleine Nischen. „Wie Eisenbahnabteile“, beschreibt sie Archivar Ralf Rogge später. Sie waren für Familien gedacht und sollten auch ein wenig Privatsphäre bieten. Etwas, was die Kriegsgefangenen beim Bau der Anlage 1942 nicht hatten. Zusammen mit deutschen Arbeitskräften schufteten sie in Wald. Jugoslawische und französische Namen in den Personallisten erinnern an sie! 

Solinger Tageblatt vom 26. 09. 14:

https://www.solinger-tageblatt.de/solingen/bomben-himmel-fielen-3956253.html

Als Bomben vom Himmel fielen Ein zerstörter Autobus auf dem Hindenburg-Platz nach einem Bombenangriff auf Wald. In diesem Stadtteil erlebte Manfred Kohl als Kind den Krieg und die Luftangriffe. Foto: ST-Archiv NEUES BUCH Manfred Kohl schreibt über den Bombenkrieg und die Luftangriffe auf Solingen. Schon der Buchumschlag lässt erkennen, dass es sich nicht in erster Linie um einen Fotoband handelt. Es zeigt ein Gemälde, das nach dem großen Luftangriff brennende Solingen entstand - von einem Haaner Künstler am 5. November 1944 aus Sicht der Nachbarstadt gemalt. Ein Jahr arbeitete Manfred Kohl, von dem schon rund ein halbes Dutzend Bücher zu Solinger Themen erschienen sind, an seinem jüngsten Werk „Als Bomben vom Himmel fielen“. Er sammelte, besuchte Archive und Bibliotheken und befragte Zeitzeugen nach ihren Erlebnissen. Solingen sollte schon im Winter 1943 zerstört werden Zwei Motive nennt der gebürtige Walder, die ihn bewogen haben, dieses Buch zu schreiben. „Zum einen wollte ich einige Korrekturen zur Geschichte der Bombenangriffe machen“, sagt Manfred Kohl. „Zum anderen habe ich die Angriffe selbst miterlebt“: Der tägliche Weg Kohls als Kind zum Bunker in der Nähe des Hindeburgplatzes. Stockfinstere, verdunkelte Straßen, Bomber am Nachthimmel, in den die Flak-Geschütze am Walder Bahnhof und an der Altenhofer Straße ihre Munition hämmerten. „Im Bunker konnte ich an den Fluggeräuschen die englischen von den US-Flugzeugen unterscheiden.“ Aber nicht allein um Solingen geht es in Kohls Buch. Breiten Raum nehmen auch die Angriffe auf Barmen, Elberfeld und den Verschiebebahnhof Vohwinkel ein. Auch der damalige Gegner wird betrachtet: Allein die Royal Air Force verlor 130 000 Mann und fast 13 000 Bombenflugzeuge. Das Buch zeigt die Brutalität, mit der auf beiden Seiten gekämpft wurde. Und zahlreiche Details thematisiert Manfred Kohl. „Eigentlich hätte Solingen schon am 30. November beziehungsweise 1. Dezember 1943 zerstört werden sollen.“ Aber das miese bergische Wetter rettete die Klingenstadt. „Da die US-Bomber damals noch Bodensicht brauchten, wurde Solingen nicht getroffen.“ Die Bombenlast ging in den Wäldern bis hin nach Gummersbach nieder. 

Manfred Kohl: „Als Bomben vom Himmel fielen“, 122 Seiten, 178 Fotos, 8 Skizzen. Das Buch ist im Eigenverlag erschienen und für 28 Euro zu bekommen.

Begehung des Bunkers durch Team Rosengarten

Fotos mit freundlicher Genehmigung vom Team Rosengarten

20 weitere Bilder

Interessante Zuschriften über Facebook:

Manfred Kohl schreibt Finde die Fotos faszinierend, habe schließlich einen Teil meiner Kindheit im Bunker und im hauseigenen Keller verbringen müssen. Es wird Januar oder Februar 1945 gewesen sein wo ich das letzte Mal im S4 war. Die letzten Wochen ging doch kaum noch einer in den Bunker. Die Flugzeuge flogen ja doch immer über uns weg. Ausserdem waren da die verfluchten Tiefflieger, die alles mit ihren Bordwaffen unter Beschuss nahmen was sich noch in Deutschland auf den Straßen bewegte. Habe sie noch gut in Erinnerung wenn sie mit ihren wendigen Mustangs und Hurricanes ganz knapp über den Dächern unserer Heimat erschienen. So tief, dass man oft die Piloten erkennen konnte. Von Belgien und Holland waren sie ja in ein paar Minuten hier. Das war uns dann doch zu gefährlich auf den Straßen Zielscheiben abzugeben. Kann mich noch gut an einen Montagmorgen im Februar 1945 erinnern wo die Helden der Lüfte die Firma Hillers aufs Korn nahmen. Von der Nordstraße aus sah es so aus, als ob der Walder Bahnhof als Zielpunkt diente 

Martin Linden Als Blagen waren wir fasziniert...verboten waren die , Feuer machen konnte man darin , Blätter mit altdeutscher Schrift und Gasmaskenfilter finden , zappenduster waren einige , mutig mußte man sein.....das waren für uns Spielplätze.

Margo Plag Als Blagen waren wir fasziniert...verboten waren die , Feuer machen konnte man darin , Blätter mit altdeutscher Schrift und Gasmaskenfilter finden , zappenduster waren einige , mutig mußte man sein.....das waren für uns Spielplätze.

Marina Koll dann fragt sie bitte auch, wie es 1933 angefangen hat und vergleicht das mit heute ....

Ursula Jäckle Meine Großeltern sind oft mit uns gerannt um dort hinein zukommen. Diese Zeiten braucht niemand mehr.

Claudia Morsbach Ich Weiss, dass zumindest mein Papa mal in einem öffentlichen bunker war, aber er ist inzwischen tot und Mama hat wenig Angriffe mitbekommen und waren im Keller ihres Wohnhauses... Mich haben ihre Geschichten extrem getroffen, und sie waren auch keine Nazis, nur normale Bürger bzw kids und Teenies... Und keiner meiner Familie war beim Militär oder sonst wie wichtig, nur Arbeiterklasse. Meine Eltern haben gelitten und gekämpft und mit aufgebaut, so wie sie konnten im kindlichen und Jugendlichen Alter! Und selbst wenn ich meine Oma nie kennenlernen durfte (mutterlicherseits), sie muss toll gewesen sein, weil sie extrem gehamstert hat und ihrer Tochter (meiner Mutter) soviel wie möglich gegeben hat und sie sogar zur Kur zum aufpappeln geschickt hat und noch mehr... (ich habe bis auf meinen Opa vaterlichseits, keinen meiner grosseltern kennenlernen dürfen, da sie bereits tot waren, aber nicht durch den Krieg selber, wohl eher durch die Folgen... Medizinisch und psychisch... Wäre schön gewesen sie kennen zu lernen... Mein Opa ist gestorben als ich 4 Jahre alt war, da waren alle anderen schon tot, die eine Oma an Bauchspeicheldrüse, die andere an Tuberkulose, der andere an Selbstmord, weil er den Tod seiner Frau nicht verkraftet hat und mein Opa, den ich noch kannte an Demenz) mamaund Papa sind Baujahr 1941 und 1934. Papa ist inzwischen auch tot, er hat vermutlich doch mehr vom Krieg mit bekommen, als er mir erzählte. Dank seiner Erzählungen hab ich aber ne echt gute Note in Geschichte bekommen... Mama hat nur bruchstückhafte Erinnerungen an einzelne Angriffe und Aufenthalte im Keller bei angriffen... 

Ursula Jäckle Wir schliefen nur mit Kleidung um bei Alarm schnellstmöglich von der Adolf Clarenbach Straße zu diesem Bunker Eingang zukommen. Eine schreckliche Zeit.

Birgit Kulawik-Hartkopf Als Kind war ich auf der Wittkuller Straße in einem privaten bunker. Es war ganz schön gruselig die Vorstellung. Aber es war in den 60 iger Jahren. 

Knut Bender Ich bin vor etwa 25 Jahren mal in dem Bunker unter dem Neumarkt gewesen. War auch interessant. Angelika Kull-Pforr War doch später mal eine Champignonzucht drin. Eingang Marktplatz. Der Eingang an der Kirche war doch Jahre nur mit einer Holztüre gesichert.

Angelika Kull-Pforr War doch später mal eine Champignonzucht drin. Eingang Marktplatz. Der Eingang an der Kirche war doch Jahre nur mit einer Holztüre gesichert. 

Annette Oppenlander Meine Eltern hatten beide ausführliche Erlebnisse im Brühler Bunker, die ich im biografischen Roman Vaterland, wo bist Du? festgehalten habe. 

Karten Klatsch Mein Vater war am Ende des Krieges 10 Jahre alt. Er kann sich erinnern: Das in dem Teil des Bunkers, unter dem Rathaus, die Heimarbeiter die in den verschieden Berufen und Kotten gearbeitet hatten. Ihre Heimarbeiterbücher versteckt hatten. Durch Einsturz und Feuchtigkeit waren viele Bücher zerstört worden.

Tom Jekyl Nun, der Aufruf kommt was spät.. da lebt doch kaum noch wer. Lokalgeschichtlich vielleicht eine Lücke, doch bundesweit gibt es viele Archive mit entsprechenden Zeugnissen. Für mich selbst (1959) sind all die Geschichten um das Überleben im Krieg wesentlich und auch prägend gewesen. Als Kind, Zeit der Sprachentwicklung, frühe 60er, hatten fast alle täglichen Unterhaltungen um mich herum dieses Thema. zB Meine Mutter (1923) arbeitete als Sekretärin und musste bei jedem Luftalarm die recht schwere Schreibmaschine mit in den Bunker schleppen (Wald und Ohligs). Die Einschläge waren prägnant zu hören und zu fühlen, meist im Umfeld, selten direkt. Ohligs Keldersstr hatte mal Durchschlag, Mutter war an dem Tag durch Zufall in einem andren Bunker, es gab viele Tote. Meine Großeltern lebten am Frühling (Frühlingsstr), das war quasi ne Art Nachbarschaftskommune, jeder hilft jedem, Haustüren tags unverschlossen. Die hatten sich in den Hang zum Viehbach selbst einen Bunker gebaut. Nun ja,  Sand/Lehm.. zum Glück keine nahen Einschläge. Als Kind noch verbotenerweise drin gespielt, weswegen dann der Eingang verschüttet wurde. 

Christiane Hoffmann Ein Bunker besteht auch im Lochbach,  wo früher die Firma Lauterjung Gießerei war. Der war damals auch noch zugänglich. 

Doris Alderath Ich war als Kind in dem Bunker an der Walder Kirche. Ich habe ihn als hell und mit Bänken ausgestattet in Erinnerung. Den Bunker in den Vorspeler Anlagen war mir dagegen viel zu dunkel. 

Tina Thielmann ich müsste das Tagebuch bei meiner Oma dafür mal nutzen, die hat alles aufgeschrieben, und ich hab mich gegruselt als ich es vor mehr als 40 Jahren gelesen habe... 

Tina Hammesfahr Bei mir im Wald ist ein kleiner Bunker, heute sehr gut verriegelt, als Kinder haben wir den selbstverständlich bespielt Meine Mutter hat in ihrer Lehrzeit den Bunker unter dem Neumarkt gut gekannt. Da hatten die Einzelhändler ihre Lager drinnen. Und natürlich wurden die Azubis immer geschickt Die Mädels hatten immer Spaß dabei. Meine Mutter ist 1939 geboren... kennt also Bunker nicht nur als Lager